Schauspielerin Conny Brandt – Frage & Antwort

Drei-Blick
Frage & Antwort

Conny
Brandt

Schauspielerin

Ich möchte Abenteuer erleben

Conny, du bist.. 

Ja, hallo erst mal. Ich bin Conny Brandt und ich bin Schauspielerin.

Wann wusstest du, dass du Schauspieler werden wolltest?

Ich wusste, dass ich Schauspielerin werden will, da war ich ungefähr 13-14. Also eigentlich der klassische Teenager Traum, allerdings ist er eher aus einer Verzweiflung raus entstanden. Ich wusste einfach während der Schulzeit nicht was ich mit meinem späteren Leben anstellen soll. Ich wollte schon immer was bewegen und ich hatte damals schon das Gefühl, dass ich das eben nicht  erreichen kann, wenn ich einen klassischen 9 to 5 Job annehmen werde. Also habe ich mich gefragt was mich motiviert und da ich ein absoluter Fantasy Fan bin und mich gerade Filme wie Harry Potter und Der Herr der Ringe stark geprägt haben, war mir schnell klar, das will ich auch. Ich möchte für mich selbst diese Abenteuer erleben und andere dadurch motivieren, dass sie das auch können und ihnen damit Mut schenken.

Du hast deine Ausbildung an einer privaten Schauspielschule absolviert- warum ging die Wahl nicht an eine staatliche Schule?

Genau ich habe meine Ausbildung an einer privaten Schule gemacht, da mir leider sehr früh klar gemacht wurde, dass ich meinen Traum Schauspielerin zu werden, an den Nagel hängen soll und ich hatte daher leider nicht die Chance vorher mit der Thematik bzw. mit Schauspiel in Kontakt zu kommen. Außerdem wollte ich damals unbedingt in Köln bleiben und nicht zu weit pendeln, da es für mich finanziell einfach nicht möglich gewesen wäre. Deswegen viel meine Wahl dann auf eine private Schauspielschule.

 

Die Prüfung

Ja, die Aufnahmeprüfung. Also bei mir an der Schauspielschule war es so, dass man einen Monolog vorbereiten musste, den man selbst aussuchen dürfte. Dann sollten wir eine Szene und ein Gedicht, was uns zugeschickt wurde, erarbeiten. Wenn ich mich richtig erinnere hatte ich dafür schon 1-2 Wochen Zeit also, kein Problem zeitlich gesehen. Und dann am Samstag ging es los, erst mal eine Runde tanzen und dann ging es auch schon ans vorspielen. Ich muss zugeben ich war unfassbar nervös. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt vor Leuten was gespielt habe und dann sollte dies auch noch über meine Zukunft entscheiden. Also ich habe gezittert wie ein Schlosshund, aber Gott sei Dank konnte ich mich mit meinem dramatischen Monolog punkten und die Dialog Szene war eigentlich auch nicht so schwierig. Ich war da auch wirklich froh, dass ich den Text eigentlich im Schlaf konnte und mich wirklich nur auf die Situation an sich konzentrieren brauchte.

Persönlicher Freiraum

Erzähl uns doch mal ein wenig vom Ausbildungsalltag deiner Schauspielschule. Von welchen Fächern hast du rückblickend z.B. am meisten profitiert, von welchen weniger?

Also erst mal zum Ausbildungsalltag- wir hatten 5 Fächer und an jedem Tag ein Fach, also montags zum Beispiel immer Stimmtraining, dienstags Camera Acting usw. Und ich kann ehrlich gesagt gar nicht wirklich sagen von welchem Fach ich am meisten mitgenommen habe, da alle mich was gelehrt haben und wenn es nur die Tatsache ist, was ich nicht machen möchte. Am meisten Spaß hatte ich allerdings beim Meisner Training, da wir das auch oft mit Körperlichkeiten verbunden haben, was mir persönlich am meisten Freiraum eröffnet hat.

 

Eigene Projekte

Parallel hast an einer weiteren Institution das Fach Filmproduktion besucht. Was hat dich dazu bewogen?

Ich habe mich dazu entschlossen noch Filmproduktion zu studieren, da ich nach dem 2ten Ausbildungsjahr mich immer wieder nebenbei bemüht habe schon Fuß zu fassen in der Medienwelt und bin dann relativ schnell an den Punkt bekommen, wo ich gemerkt habe dass ich auch eigene Projekte machen möchte und nicht immer auf andere angewiesen sein will. Sei es bei Showreels, About Me’s oder ganz naheliegend bei E-Castings. Aber auch Kurzfilme, Hörspiele und so weiter finde ich unglaublich interessant und deswegen habe ich mich dann entschieden noch dieses Studium dran zu hängen.

Kein Leistungsdruck

Du produzierst also deine eigenen Showreels und konzipierst deine eigenen Drehbücher? Was für Vorteile siehst du dadurch?

Also mich ist es tatsächlich eine ganze Palette an Vorteilen, angefangen bei Thema Geld bis hin zur zeitlichen Flexibilität. Aber vor allem finde ich es sehr angenehm, dass dieser Leistungsdruck raus ist, es ist niemand da der auf die Uhr guckt und sagt „Wir müssen fertig werden.“ Ich kann das Setting so oft umgestalten wie ich will und es einfach 2 Wochen später nochmal machen, wenn ich eine neue Idee zu einer Szene habe, ohne viel planen zu müssen oder auf jemanden angewiesen zu sein. 

Absolute Zerstörung

Kommen wir zurück zu deiner Ausbildungszeit. Die Lehrer haben dich auf einen Sprachfehler hingewiesen (S-Fehler). Was hat diese neue Erkenntnis mit dir gemacht?

Im ersten Moment, absolute Zerstörung- also wirklich. Es war so als würde mein Traum in meinen Händen zerplatzen und ich bin es auch noch selber Schuld. Ich wurde halt vorher noch nie darauf angesprochen und wusste das auch einfach nicht und es dann zu erfahren war wirklich unglaublich hart. Aber ich kann nur empfehlen bei sprachlichen Problemen einen Logopäden aufzusuchen und das einfach zu trainieren. Wobei ich das Wort Sprachfehler auch nicht leiden, weil für mich ist es kein Fehler, niemand hat einen Fehler, nur weil er anders spricht. Jeder ist perfekt wie er ist. Es ist einfach falsch gelernt worden und gerade Sprache ist etwas sehr, sehr emotionales und man kann jemanden damit sehr stark verletzen. Mich persönlich hat es auch extrem getroffen, weil es sich so anfühlt als würde man an mich als Person kritisieren. Natürlich weiß ich, dass es nicht so ist, aber dennoch würde ich immer sagen „Ich gehe jetzt meinen Zungenmuskel trainieren“ und nicht ich gehe jetzt meinen Sprachfehler entfernen. Denn trainieren gehe ich gerne, an unseren Schwächen arbeiten nicht unbedingt. 

Eine private Ausbildung kostet viel Geld- wie konntest du dir das finanzieren?

Ja, es ist auf jeden Fall eine finanzielle Belastung, gerade auch da ich seit ich 18 bin auf mich alleine gestellt war. Aber ich habe Bafög bekommen und danke der Härtefallregelung konnte ich nebenbei noch Teilzeit arbeiten gehen, so dass ich finanziell doch über die Runden kam. Aber ich hatte vorher auch noch etwas gespart gehabt für den Notfall. 

Wie sah die Realität nach der Ausbildung aus? 

Also ich habe meinen Abschluss 2019 gemacht und habe dann aber 2020 noch das 3te Jahr freiwillig dran gehangen. Nach der Ausbildung bin ich schon erst mal in ein kleines Loch gefallen und ich war im ersten Moment total überfordert mit alles was ich machen konnte bzw. sollte. Ich zwar wusste halbwegs was ich tun sollte aber irgendwie wusste ich nicht wie ich es umsetzen soll. Also habe ich mich von einer Sache irgendwie zur nächsten gehangelt und habe es dann ein halbes Jahr später so weit geschafft gehabt, dass ich davon leben konnte. Aber es ist auf jeden Fall hart gewesen und ich finde, dass war auch der Moment wo mir klar wurde dass der Beruf eine Berufung ist.

Soap "Alles was zählt"

Du bist seit ca. 2 Jahren in einer Nebenrolle der Krankenschwester Nelly bei der Soap “Alles was zählt” zu sehen.
Wie bist du an diese Rolle gekommen?

Für die Antwort werden mich jetzt alle hassen, aber leider war es das klassische Vitamin B. Ich war schon länger mit denen in Kontakt und ich habe dann einfach gesagt „Ich habe meine Ausbildung bald fertig, ich möchte gerne eine Rolle mit Text machen.“ Und so hat es sich auch kurze Zeit später ergeben, wofür ich wirklich sehr dankbar bin.

Was für herausfordernde Momente hast du während der Drehs schon erlebt?

Puh, die Frage finde ich wirklich schwer zu beantworten. Da jeder Dreh für mich eine kleine Herausforderung ist und ich nie zu 100% weiß was auf mich zukommt. Ich es aber liebe immer wieder ins kalte Wasser zu springen und mich überraschen zu lassen. Apropros Überraschung, da fällt mir ein herausfordernder Momente ein und zwar sollte ich eine Szene bei „Alles was zählt“ spielen und ich kannte meinen Spielpartner noch nicht und plötzlich stand ich vor meinem Dozenten von der Schauspielschule. Da war ich auch wirklich sprachlos und es fiel mir unglaublich schwer da cool zu bleiben.

Hat sich dein Blick auf die Schauspielbranche nach der Ausbildung verändert?

Jaein. Da ich mich während der Ausbildung schon etwas mit der Branche auseinander gesetzt habe wusste ich in etwas was auf mich zu kommt. Aber natürlich habe ich erst nach der Ausbildung gemerkt wie hart diese Szene wirklich ist und dass man gerade als privat ausgebildeter Schauspieler ohne viel Erfahrungen eigentlich den ganzen Tag nur am kämpfen ist. Es wird einem wirklich nichts geschenkt. 

 Deine Traumrolle wird besetzt- drei Gründe warum du besetzt werden solltest?

Ich bin großartig, ich bin großartig, ich bin großartig! Okay, nein Spaß bei Seite. Warum man mich besetzen sollte, ich bin einfach eine Person die, diesen Job unglaublich ernst nimmt und dementsprechend bereite ich mich auch auf eine Rolle vor. Also ich bin sehr konzentriert bei der Sache und kann aber dennoch auch mal runter kommen und Späße machen. Mir ist es aber auch wichtig ein Teamgefühl aufzubauen und alle als große Familie anzusehen, damit jeder einzelne seine ganze Energie in das Projekt stecken kann und wir hinterher alle glücklich strahlen. 

Einen Baum beim wachsen zusehen

Was bedeutet Talent für dich?

Talent hat für mich eigentlich keine richtige Bedeutung, da ich jeden Tag gefühlt unfassbar talentierte Künstler*innen sehe, die nicht gesehen werden. Daher bin ich der Meinung Talent ist gut und schön und es fällt einem einfacher ein besseres Ergebnis zu erzielen, aber man darf sich keine Sekunde darauf ausruhen. Aber ich bin dennoch froh, dass ich zumindest ein bisschen Talent abgekommen habe und der Rest ist Übung. Ich bin der Überzeugung bis zu einem gewissen Level kann jeder alles lernen, auch ohne besonderes Talent.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Erfolg bedeutet für mich, dass ich von meiner Arbeit leben kann und mir nicht dauernd Gedanken machen muss wie es weiter geht. Gerade in den letzte Monaten habe ich sehr gespürt wie schön es ist, wenn alles ins Rollen kommt und das empfinde ich als großes Kompliment und zeigt mir, dass ich Erfolg mit dem habe was ich mache und Menschen von mir und meiner Arbeit überzeuge. 

Was braucht man deiner Meinung nach um in dieser Branche erfolgreich zu werden?

Für mich sind die wichtigsten Eigenschaften, die man als Künstler*in in dieser Branche braucht eindeutig Ehrgeiz, Disziplin und das Herz am richtigen Fleck. Oft wird auch von Durchsetzungsvermögen geredet, was auf eine bestimmte Art auch stimmt, aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es mehr drauf ankommt langfristige Beziehungen aufzubauen anstatt für kurzen einen Moment sehr stark aufzutreten. Aber am allerwichtigsten ist es nicht aufzugeben und immer weiter zu machen, auch wenn man dauernd Absagen bekommt, denn irgendwann kommt ein Ja. 

Was tust du um dich als Schauspielerin zu etablieren?

Um mich zu etablieren setze ich, für meinen Teil, auf eine Mischung aus Bewerben, Kontakte pflegen und die eigenen Fähigkeiten ausbauen. Denn ich bin der absoluten Überzeugung, dass es fatal wäre sich auf nur eine Sache zu verlassen und deswegen versuche ich immer wieder mein Netzwerk zu erweitern, Neuem gegenüber offen zu sein und zu verstehen was meine Kolleg*innen so treiben. Und vor allem am arbeiten zu bleiben, lieber nehme ich ein kleines schlecht bezahltes Projekt an als zu Hause Däumchen zu drehen. 

Was hättest du rückblickend anders gemacht?

Rückblickend kann ich eigentlich nur sagen, dass ich gerne früher angefangen hätte mit dem Schauspiel und mir gewisse Dinge gerne vorher schon zugetraut hätte. Aber alles in allem bin ich sehr glücklich wie es läuft und ich betrachte es wie einen Baum, dem man beim wachsen zuschauen kann. 

 

Schaut hinter meine Fassade

Dein Lieblingsschauspieler 

Tatsächlich Jürgen Vogel und das nicht nur wegen seinem Spiel, sondern weil ich ihn auch als Mensch sehr interessant & sympathisch finde. Ich werde nie vergessen wie wir bei einem Dreh mal zusammen gearbeitet haben und er war wirklich sehr unterstützend und von der ersten Sekunde an total verständnisvoll. Wir haben dann noch ein bisschen gequatscht und unsere Geschichten austauscht und gerade da er auch weiß wie schwer es in der Branche sein kann, ist es für mich ein unglaubliches Geschenk solche Momente mit solchen Menschen privat zu teilen.

Dein Lieblingsfilm Ich finde es immer ganz schwierig das auf einen Film runter zu brechen, gefühlt habe ich in jedem Genre einen Lieblingsfilm. Am meisten geprägt hat mich aber wahrscheinlich die Harry Potter Reihe, da er mich durch meine ganze Kindheit begleitet hat. Wobei mich allerdings „Kimi no na wa (Your Name)“ auch jedes Mal wieder sehr berührt und mich an ganz viele schöne Momente erinnert, gerade als kleiner Japan Fan.

Zum Schluss die drei Leitsätze von Drei-Blick: Wie siehst du dich?

Ich sehe mich als einen sehr ehrlichen Menschen, der gerne sagt was er denkt und sich auch mal verwundbar macht, wenn eine Person mir wichtig ist. Mir fällt es nur leider manchmal echt schwer kommunikativ zu sein, was ich dauernd versuche zu ändern. Außerdem hat Erfolg für mich auch einen hohen Stellenwert, da ich nicht mehr dahin zurück möchte wo ich herkomme.

Wie sehen dich andere?

Oft werde ich leider als arrogant und unnahbar empfunden, wenn ich einfach nur nachdenke oder in mir selbst versunken bin. Auch meine Ehrlichkeit wird oft missverstanden, ich möchte nie niemanden angreifen im Gegenteil.  Aber glücklicherweise sehen auch viele wie hart ich arbeite und respektieren mich deswegen, was wiederum eine hohen Leistungsdruck erzeugt.

Wie möchtest du gesehen werden?

Ich würde mich wirklich mal von Herzen wünschen, dass die Menschen mal hinter meine Fassade schauen und sich bewusst sind, dass auch ich sehr verletzlich sein kann. Ich mag es sehr, dass man mich als erfolgreich ansieht, aber ich bin auch mehr und ich habe mehr zu erzählen. Gerne möchte ich irgendwann mal eine Vorbildfunktion übernehmen und die Welt ein bisschen besser machen.

 

Mein Lieblingsbuch ist ungewöhnlicherweise „Big friendly giant“ von Roald Dahl. Aus dem Grund, dass ich dieses Buch mit vielen meiner japanischen Freunde zum Sprachen lernen genutzt habe und dabei unglaublich viele lustige Gespräche zustande gekommen sind. Und wenn ein Buch es schafft Menschen zu verbinden, dann kann ich es auch stolz als Lieblingsbuch bezeichnen.

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Glaub an dich

Dein Lieblingszitat

Ein richtiges Lieblingszitat habe ich eigentlich gar nicht. Ich finde auch diese ganzen Kalendersprüche, die zu Mottos werden auch nicht das Wahre. Voran ich aber immer mal wieder denken muss ist das Graffiti „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.“ was an meinem alten Wohnort an einer Mauer stand.

Dein Schlusssatz

Jeder kann was erreichen, egal woher man kommt und was man für eine Vorgeschichte hat. Hauptsache man glaubt an sich und lässt sich nicht aufhalten.

www.drei-blick.de
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