Schauspieler Steven Preisner – Frage & Antwort

1) Steven, stell dich doch einmal kurz vor.

Mein Name ist Steven Preisner, ich bin Schauspieler aus Potsdam und ich setze mich für mehr Sichtbarkeit aller Köperformen in den deutschen Medien ein. Ich werbe für ein Selbstverständnis von Menschen – egal wie sie aussehen, wo sie herkommen oder wen sie lieben.

2) Du hast als Theaterpädagoge angefangen und bist jetzt Schauspieler? Wieso dieser Wechsel?

Die Theaterwelt hat mich schon immer gereizt – auch schon als Kind und Jugendlicher wollte ich gern auf der Bühne stehen. Als ich dann angefangen habe Theaterpädagogik zu studieren, habe ich gemerkt, dass ich auch sehr gern mit Kindern und Jugendlichen arbeite. Ich habe tatsächlich dann auch noch Grundschullehramt studiert. Die Schule ist auch eine Bühne – mit teilweise sehr kritischem Publikum. Du musst die Kinder entertainen können, wenn sie dir folgen und von dir lernen sollen. Da mein Herz für das Drehen aber auch sehr schlägt und ich es einfach liebe in verschiedene Rollen zu schlüpfen und Dinge zu machen, die ich im normalen Leben nie machen würde bzw. es sehr mag über meine eigenen Grenzen zu gehen – habe ich mich sehr gefreut, dass ich mit dieser Leidenschaft meinem Lebensunterhalt verdienen kann.

3) Du bist seit vielen Jahren in der TV-Welt unterwegs und stehst öfters mit “TV-Größen” am Set. Wie ist das für dich?

Ganz ehrlich, für mich geht jedes Mal ein kleiner Traum in Erfüllung, wenn ich drehen darf – jedoch ist mir völlig egal mit wem ich drehe, da auch diese „TV-Größen“ Menschen sind wie du und ich. Es kommt viel mehr darauf an, wie die Chemie zwischen uns ist und wie man sich aufeinander einlassen kann. Schauspiel ist ein Geben und Nehmen, Agieren und Reagieren.

4) Was verstehst du unter dem Begriff “Rampensau”?

Eine „Rampensau“ ist für mich jemand, der aus sich herauskommt und über sich hinauswächst, dabei aber auch andere Menschen teilhaben lässt. So würde ich es beschreiben und sehe mich selbst auch als eine, denn ich habe sehr oft wirklich verrückte Drehs.


5) Inwiefern hat dich dein Pädagogen-Background geprägt? Wäre dein Leben ohne diese Ausbildung wohlmöglich anders verlaufen?

Ich liebe es vor allem im Kinderfilmbereich zu drehen, da ich hier beides verbinden kann. Ich glaube ich habe durch mein Studium im pädagogischen Bereich auch gelernt, das Potenzial in jedem Menschen zu erkennen und fördern zu wollen. Zudem wollte ich durch die Ausbildung auch einen sicheren Plan B haben – da wir alle wissen, dass das TV- Geschäft sehr unberechenbar sei kann.

6) Welchen Beruf hättest du dir alternativ vorstellen können?

Generell liebe ich die Arbeit mit Menschen und habe durch meinen Zivildienst im Krankenhaus auch einen guten Einblick in den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers gewonnen, was für mich eine Alternative hätte sein können.

7) Warum schlägt dein Herz für das Schauspielbusiness?

Weil es mich zum einen sehr reizt aus mir herauszukommen und in verschiedene Welten einzutauchen und zum anderen möchte ich als öffentliches Beispiel für all die Kinder und Jugendlichen, die es aufgrund von ihres „vermeintlich weniger tollen“ Äußeren nicht so einfach haben, zeigen, dass man es eben doch schaffen kann und das man vor allem zu sich selbst stehen soll. Für mich gab es damals im TV kaum jemanden mit dem ich mich identifizieren konnte – höchstens Dirk Bach. Zum Glück hat sich dies mittelweile schon geändert und man sieht auch mehr queere Menschen und unterschiedliche Körpertypen.

8) Man sieht dich in deinen Socialmediakanälen vermehrt in Verbindung mit dem Begriff DIY. Was hat es damit auf sich?

„Do It Yourself“ steht für mein Lebensmotto – nur du allein entscheidest, wie du leben möchtest. Du musst 24 Stunden am Tag mit dir selbst verbringen und solltest daher anfangen dich selbst zu lieben. Das kann dir keiner abnehmen. Außerdem finde ich DIY-Produkte wie Badebomben und Bilderahmen eine sinnvolle Ablenkung in der derzeitigen Coronapandemie. Man kann sich beschäftigen und damit auch noch anderen Menschen eine Freude bereiten.

9) Mit welchen Schauspielern würdest du gerne in Zukunft spielen?

Ehrlich gesagt mache ich mir darüber keine Gedanken, aber ich würde gern mal mit Maren Kroymann und Christine Urspruch drehen. Ich finde beide Frauen sehr inspirierend und verfolge gern Ihre Wege, um mehr Selbstverständlichkeit in den Mieden zu etablieren.

10) Apropos Schauspielern- was war dein unangenehmstes Ereignis am Set?

Zum Glück sind mir bisher noch kaum unangenehme Situationen am Set passiert. Das einzige Mal, welches mir persönlich sehr unangenehm war, war als eine Produzentin am Set mich und meine Schauspielkollegin vor dem Kunden denunziert hat. Die Produzentin hatte bei der Anfrage und Planung viele Details vergessen bzw. bewusst verschwiegen und wollte dies durch Druck über uns vor dem Kunden austragen/nachverhandeln – ein absolutes Unding. Am Schluss haben jedoch die Wahrheit und Gerechtigkeit gesiegt. Meiner Spielfrau und mir wurden die Rechte zugestanden, die wir eingefordert hatten.

11) Du hast auch ein Faible für Comedy?

Meiner Meinung nach ist Comedy eine große Kunst. Humor ist sehr subjektiv und man kann nie alle Menschen erreichen. Dennoch liebe ich es lustige Situationen zu schaffen und andere zum Lachen zu bringen. Ich habe beispielsweise mit einer guten Bekannten die Webserie „Danke! Wir melden uns…“ über Schauspieler_innen und ihren Alltag geschrieben und gedreht. Für unser Herzensprojekt haben wir auch schon einige Nominierungen und Preis erhalten. Und ich bin der Meinung, dass man nie genug lachen kann, denn das Leben ist teilweise schon schwer genug.

12) Was machst du sonst noch so?

Ich bin politisch sehr interessiert, mag es zu verreisen, gehe sehr gern in Museen, liebe Spieleabende und bin gern mit meiner Familie unterwegs.

13) Welche Thematiken sind dir neben dem Leben im Rampenlicht wichtig?

Politik, Selbstliebe und Antidiskriminierung.

14) Dein perfekte Tag würde wie ablaufen?

Ein Dreh an einem Strand und danach mit meinem Freund und meinen Neffen eine Sandburg bauen. Abends bei Wein am Strand bei Sonnenuntergang bei einem Spieleabend gewinnen. Ich bin beim Spielen ein schlechter Verlierer und so wäre es am besten für alle.

15) Wir stecken mitten in der Corona Pandemie- wie gehst du privat damit um?

Ich muss zugeben, dass mich letztes Jahr die Pandemie sehr hart getroffen hat. Mir sind praktisch, wie bei vielen meiner Kolleg_innen, alle Einnahmen weggebrochen. Ich hatte im Jahr zuvor ein Haus gekauft, welches ich eigentlich ausbauen wollte, musste mein Bafög zurückzahlen und habe trotzdem meine laufenden Kosten tragen müssen. Mir stand keine Soforthilfe zu und zur Überbrückung habe ich mir dann einen Nebenjob organisiert, damit ich mich nicht vollständig ruiniere. Glücklicherweise darf ich wieder drehen und bin so langsam dabei meine Lücke wieder zu schießen.

16) Und wie ergeht es dir damit als Künstler?

Hätte man mir vor Jahren mal gesagt, dass ich weder Schauspiel noch mein Lehramt ausführen kann, hätte ich der Person nicht geglaubt. Vor allem die hohen Krankenkassenbeiträge als Soloselbstständiger haben mich sehr belastet. Durch den Nebenjob ist mir glücklicherweise hier geholfen worden.

17) Mit welchem Lieblingsfilm tröstest du dich derweil?

Tatsächlich liebe ich Horrorfilme… die trösten eher selten, unterhalten mich aber trotzdem sehr. Einer meiner Lieblingsfilme, um auf bessere Gedanken zu kommen ist: „Sterben für Anfänger“ von Frank Oz.

18) Wenn du dir deine Traumrolle basteln könntest- wie sähe die aus?

Ich würde super gern mal in einem Horrorfilm mitspielen und ein Medium darstellen wollen. Das wäre mal etwas komplett anderes. Oder jemanden, der von einem Dämon besessen ist, denn mich stört an den Filmen immer, dass es die jungen, schönen und schlanken Mädchen trifft. Stellt euch mal vor ich müsste an die Decke schweben, der Dämon wäre davon schon fix und fertig. 😀

19) Deine nächsten Lebensziele?

Ich glaube man sollte nie zu hohe Ziele und Erwartungen haben.

20) Geld oder Liebe?

Liebe – definitiv.

21) Dein Lieblingswitz?

„Was ist der Unterschied zwischen dem Bundestag und einem Theater? Im Theater werden die Schauspieler_innen schlecht bezahlt.“

22) Vor welcher Frage hast du bei Interviews Angst?

Ich bin ein ehrlicher Mensch und habe eigentlich keine Angst vor Fragen.

23) Und die Antwort darauf wäre?

Die Wahrheit.

24) Zum Schluss die drei Leitsätze von Drei-Blick: Wie siehst du dich?

Ich sehe mich als einen ehrlichen Menschen, der für seine Ideale einsteht.

25) Wie sehen dich andere?

Die meisten sehen mich als ein humorvolles Wesen.

26) Wie möchtest du gesehen werden?

Ich möchte als Identifikationsfigur für die gesehen werden, die sich nicht gesehen fühlen.

27) Dein Lebensmotto:

Sei lieb zu dir und deinem Mitmenschen.

28) Dein Appell an alle Künstler:

Glaubt an euch und euer Können! Gönnt euch gegenseitig Erfolge & steht für eure Rechte ein.

29) Dein Schlusssatz:

Das Leben ist ein Film und nur du entscheidest, ob deine Figur ein Drama oder eine Komödie durchleben darf.

Danke für das Interview Steven 🙂
Infos auf Filmmakers und auf Instagram.

Interview by Mi Hae || Fotos by David Schuster,         Marina Juli und Steven Preisner

Steven im Drei-Blick Podcast Teil 1